Die letzten Stunden in Australien


Die letzten Stunden in Australien

Wir sitzen gerade auf der Terrasse eines Hostels in Darwin, die Koffer sind gepackt, Verpflegung für den Flug vorbereitet und wir sind mal wieder nervös. Doch wieso genau jetzt „die letzten Stunden in Australien“? Erklärtes Ziel war es doch, einmal eine Runde um Australien zu drehen! Was ist da passiert?

„Das Gefühl anzukommen“

Vor etwas mehr als einem Monat haben wir am 02.07. Cairns erreicht und damit das Ende unserer Ostküstentour gefeiert. Knapp 2 Monate sind wir fast jeden Tag mehrere 100km Richtung Norden gefahren und irgendwie schien das seine Spuren zu hinterlassen. Wir wollten immer öfter mal „irgendwo ankommen“ und nicht jeden Tag weiterfahren müssen weil die Campregeln den Aufenthalt über 24h verbieten oder der Spot einfach nicht so toll war (sprich Raststätte am Straßenrand). Das letzte mal hatten wir ein vages Gefühl von „Zuhause“ in Mackay wo wir auf Sandy und Sören gestoßen sind. Auch wenn der Ort eher unspektakulär war, war es doch ein lang vermisstes Gefühl, die gleichen Leute über eine längere Periode zu sehen, Geschichten auszutauschen und gemeinsam ein paar Pläne zu schmieden. Der Ausflug nach Magnetic Island war trotz enttäuschender Wasserverhältnisse immer noch ein Highlight.

Regen in der Wüste

Trotzdem wollten wir weitermachen, aufgeben war keine Option und wir hatten schließlich schon die Ostküste geschafft! Also, neuen Mut geschöpft und unser nächstes Ziel gesucht: Uluru! Wenn nicht von hier aus, dann machen wir es wahrscheinlich nie. Also haben wir den Van voll geladen mit Wasser, Nahrung und Sprit und machten uns auf den Weg ins Herz Australiens.

Auf dem Weg zum Wahrzeichen Australiens, dem heiligen Berg haben wir einige wunderbare Landschaften gesehen aber vor allem, wer hätte es gedacht, Steppe und Wüste. Australien hat wirklich ein Wüstenherz und die mehreren 100km langen, endlos geraden Straßen können einen extrem ermüden, wenn man den ganzen Tag nichts weiter macht als mit knapp 100kmh geradeaus fahren. Gecampt haben wir großteils wieder an kleinen Raststätten, also wieder ein paar Flecken Erde, mit einem Plumpsklo mitten in der Wüste. 6 Tage später, am 08.07. erreichten wir dann die einzige Stadt in Australiens Mitte: Alice Springs. Hier wurden wir dann auch das erste mal mit dem Problem der Armut und dem Alkohol/Drogenkonsum der Aborigines konfrontiert. Zum Glück kam es nie zu wirklichen Problemen oder Auseinandersetzungen.

In Alice Springs gibt es ansonsten nicht wirklich viel zu machen, die Stadt erinnert eher an eine großflächige Kleinstadt mit Gewerbegebieten. Das Highlight war aber das Schwimmbad, welches die erste Duschmöglichkeit seit Tagen darstellte. So konnten wir endlich feststellen, ob wir tatsächlich braun geworden sind oder ob der rote Wüstensand einfach nur an uns festklebte. Fazit: echte Bräune!

Einen Tag später, am 09.07. kamen wir dann in der „Curtin Springs Cattle Station“ an, essentiell eine große Farm, die Reisenden einen letzten Rastspot vor dem ca. 100km entfernten Uluru bietet. Eigentlich wollten wir hier auch nur einen Tag bleiben, leider kam es – sehr unerwartet – das Wetter dazwischen. Dazu muss man sagen, dass es in Australiens Mitte tagsüber konstant warm ist und nie eine Wolke am Himmel erscheint. Nachts fallen die Temperaturen dagegen schon recht stark im Verhältnis zu den Küstengebieten, von Niederschlag kann jedoch nie die Rede sein. Irgendwie entschied sich ein indigener Wettergott dann aber doch gegen uns und öffnete die Himmelspforten für einen abnormal lang anhaltenden Regen, der den gesamte Rastplatz mit teilweise unpassierbaren Pfützen sprenkelte. „Dann bleiben wir halt noch ne Nacht“ war das enttäuschende Fazit des Abends.

Am nächsten Morgen ging es dafür in aller Frühe 2 Stunden vor Sonnenaufgang los, schließlich galt es das beste Licht für Uluru zu erwischen. Also wieder Wecker viel zu früh gestellt, Auto in totaler Finsternis durch die Wüste gefahren (es gibt natürlich keine Straßenlampen dort) und bei der Ankunft erstmal ordentlich gefroren mit Temperaturen nah am Gefrierpunkt.

Leider hatten wir am Ende nicht den besten Spot erwischt und es zeigte sich wieder, dass eine unbekannte Location eben auch ungeahnte Probleme mit sich bringen kann. Dennoch war der Sonnenaufgang bei Uluru einer der tollsten Momente der Reise und definitiv die Mühen (und  Spritkosten!) wert. Total unterkühlt ging es dann auch schnell wieder ins Auto um bibbernd auf die Mittagssonne zu warten.

Nachdem wir den Ort noch ein wenig gewärmt erkundet hatten – Uluru ist (leider?) extrem touristisch, die Illusion, dass dort unten nur ein einsamer Berg steht wird einem schnell genommen – ging es dann auch wieder zurück, Richtung Norden.

Nach Norden, stets nach Norden!

Der letzte Teil der Reise war angebrochen und auch wenn wir das da noch nicht wussten, denn die Entscheidung kam später erst, war uns doch irgendwie klar, dass es so nicht weiter gehen soll. Die langen Fahrten jeden Tag haben wie gesagt ihre Spuren hinterlassen, Sitzen war ein unerträglicher Gedanke und wir vermissten es, sorglos durch Städte zu wandern. Immer der Gedanke an das Auto, die Kosten und wo wir als nächstes schlafen / parken machten den Urlaub stressiger als manch einer glauben mag, wenn er an Australien denkt.

Kurz bevor wir am 16.07. dann endlich in Palmerston, einem Stadtteil von Darwin, ankamen, wurde der Gedanke wieder lauter: Lass doch das Auto verkaufen! Und irgendwie, durch die Fahrten genervt und das fremde Abenteuer gelockt haben wir das dann auch gemacht. Also wurden Anzeigen geschrieben, Autogruppen in Facebook besucht und Chubby erhielt seine letzte Ölung durch uns um ihn (! Claudia denkt das Auto wäre eine Sie, pah ! 😀 ) im besten Licht erstrahlen zu lassen und um das tolle Geschenk einer wirklich sorgenfreien Fahrt durch Australien mit gutem Gewissen weitergeben zu können.

Zwischen der Ankunft in Palmerston und Chubbys Verkauf ist noch einiges mehr passiert. So haben wir 2 Tage (weil wir am 3. gekündigt haben / gefeuert wurden) auf dem Darwin-Festival gearbeitet. Die Geschichte dort ist auch so ein kleiner Höhepunkt unserer Arbeitserfahrung bisher und bestätigt mich nun endgültig in meiner Einstellung, dass ich niemals wieder für ein Familienunternehmen arbeiten will.

Deine Tochter ist deine Angestellte und ihre einzige Qualifikation ist ihr Erbmaterial und nicht ihre Fähigkeiten? Das freut mich für euch aber ohne mich bitte.

Und, mein persönliches Achievement: Die Beendigung meiner Hausarbeit für DaZ. 2 Monate Arbeit im Van und in diversen Bibliotheken des Landes haben sich nun hoffentlich ausgezahlt und ich kann den Kopf etwas weiter aus der Schlinge „Universität“ ziehen.

Goodbye Chubby, Goodbye Australien

Die Tage in Palmerston vergingen zäh aber die Ruhe tat auch gut. Wir saßen die meiste Zeit in der Bibliothek, jagten Pokemon oder entspannten im gratis Wasserpark. Kurz nach Anfang August haben wir dann auch unseren Käufer für Chubby kennengelernt, ein nettes Pärchen, die scheinbar schon überall waren und Chubby jetzt zurück nach Sydney fahren. Wir haben uns für die letzten beiden Nächte in Darwin in ein Hostel eingemietet, wobei der Preis eher ein Hotel vermuten ließe . . .

Und damit schließt sich der Kreis, wir sitzen auf der Terrasse des Hostels, versuchen ein wenig zu entspannen und bereiten uns auf den Flug vor.

Ach ja, wohin! Das wurde ja noch gar nicht erwähnt . . . nun einige wissen es schon aber für die, die es noch nicht wissen, wir fliegen nach Indonesien!


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