„Und wer von uns mit dem LEBEN nichts zu tun haben wollte, der ging zurück in die Schule“ (und wurde Lehrer)
Nicht ganz ohne einen großen Hauch Selbstironie und auch Respekt bringe ich dieses recht provokante Zitat von Volker Pispers hier an. (Volker Pispers „Über Lehrer“)
Selbstironie, da ich, bevor ich mich als Fotograf selbstständig machte, selbst ausgebildeter Lehrer für das Gymnasium war und daher dem Ruf der Schule auch sehr lange gefolgt bin.
Respekt, weil ich trotz des frechen Zitates immer noch höchste Achtung vor jedem Lehrer, jedem Direktor und jeder anderen Person habe, die im Kontext Schule arbeitet und dort Ihr Herzblut einfließen lässt.
Und dennoch hat es mich, trotz immer weiterer Distanzierung von Studium und dem Lehrerberuf, jetzt nicht nur an irgendeine Schule zurückgeholt, sondern auch noch an eine, in der ich selbst mal unterrichtet hatte!
Das BSZ Grimma hatte mich damals für einen Monat als Praktikant für das Fach Deutsch angenommen und ich muss sagen, ich hatte in Herrn Doktor Malles einen sehr kompetenten und freundlichen Mentor gefunden.
Und da die Welt nunmal ein Dorf ist und man sich immer zweimal sieht, kam durch ein paar schöne Zufälle bald ein Auftrag für den Abiball 2017 im BSZ Grimma in meine Mailbox geflattert 🙂
Natürlich nahm ich den Auftrag an und nur wenig später fand ich mich auf meinem zweiten Abiball in meinem Leben wieder und irgendwie war alles – nach nun bald 10 Jahren! – doch irgendwie vertraut. Rausgeputzte Jugendliche auf der Schwelle zum Erwachsen-Werden, stolze Eltern mit Freudentränen in den Augen, voller Gewissheit, dass sich all die Mühen gelohnt haben und Lehrer, zufrieden wieder einen Jahrgang durchgeboxt zu haben, in seliger Erwartung der wohlverdienten Sommerferien.
Herr Doktor Malles während seiner Abschlussrede
Wie bei jedem Event lag der Fokus bei mir natürlich wieder auf ehrlichen ungestellten Fotos, die die Stimmung unverfälscht einfangen. Zumal wir bei unserem Abiball damals weder einen Fotografen hatten, noch hab ich wirklich begriffen, was hier eigentlich passiert und wie wertvoll der Moment doch eigentlich war. Alles, was ich aus dem Schulalltag kannte, waren die typischen gestellten Schulfotos von einem Fotografen, der den Draht zur Jugend oder zum Beruf verloren hatte.
„Bitte lächeln“.
*Blitz*
*Danke, nächster!“
Ja, nein Danke. Darauf hatte ich wenig Lust und ich bin nach wie vor der Überzeugung, dass solche Fotos nicht die sind, an die wir uns Jahre später mit einem frechen Grinsen erinnern, wenn wir über Lehrer läste… ich meine von Lehrern schwärmen 😀
Das heißt nun nicht, dass ich keine Standard-Fotos mache, das habe ich in meinem Ansatz zur Eventfotografie auch schonmal geschrieben. Ich denke jedoch, wenn das „sichere“ Foto im Kasten ist, ist es meine Aufgabe als Fotograf echte Emotionen aus der Gruppe zu kitzeln, die Beziehung der Schüler untereinander und zur Lehrkraft aufs Foto zu bekommen und die Einzigartigkeit des Kurses zu betonen – wenn sie das denn möchten.
Vorher: ein Standard-Klassenfoto
Nachher: Die Klasse huldigt der Kursleiterin 😀
Nun aber genug der Worte, es wird Zeit für Fotos:
Was denkt Ihr? Hättet Ihr gerne solche Abiballfotos (gehabt)?
Ist es mir gelungen, die Kurse authentisch zu zeigen und Emotionen einzufangen und was denkt Ihr generell über meinen Ansatz – Hinterlasst einen Kommentar, ich freue mich von Euch zu lesen und mit Euch darüber zu schreiben / reden.