Mein Ausflug zur X-Wedding Konferenz in Bath (England)


Ich war auf einer Hochzeitskonferenz! 

Wie es dazu kam – und wie ich es fand, könnt ihr jetzt hier lesen.

Die X-Wedding Conference ist eine von Kevin Mullins und Neale James organisierte Zusammenkunft für (Hochzeits-)Fotografen. Obwohl die Konferenz von Fuji unterstützt wird und Fuji dort auch prominent vertreten war (sowohl durch die vorgestellten Kameras und Objektive als auch durch ihre eigenen Fotografen als Vortragende), stand es natürlich auch allen anderen Fotografen offen, daran teilzunehmen – wenn man mit den kritischen Blicken dann leben kann 😀

Die Gründe für diese, damals doch recht spontane Buchung und den damit verbundenen Flug nach England lassen sich schnell zusammenfassen:

Neugierde & Einsamkeit

  • Die Neugierde

Ich war noch nie auf einer professionell ausgerichteten Konferenz für Fotografen und wollte das eigentlich auch immer meiden. Entweder weil ich dachte, dass ein Vergleich mit all diesen Größen der Industrie mir nicht gut tut oder weil ich das Event für zu überlaufen hielt. Dazu kommt, dass ich eigentlich eher ein praktischer Lerner bin und schon in der Uni häufig zu kämpfen hatte bei den Vorlesungen nicht einzuschlafen. Einen Kampf den ich – wie meine ehemaligen Kommilitonen leider bestätigen können – nicht immer gewonnen habe.

Aber diese Veranstaltung wirkte irgendwie anders und hatte mein Interesse schnell(er) geweckt.

Ich bin jetzt seit gerade einmal zwei Jahren im Fuji-System drin aber sowohl die Kamera als auch die Community die Kevin und Neale großziehen und pflegen hat mich von Anfang an begeistert. 

Dazu kommt, dass die Sprecher dieses Jahr sehr vielversprechend klangen und ich letztes Jahr leider nicht konnte und wirklich das Gefühl hatte, ich hätte dort etwas verpasst.

  • Die Einsamkeit

Ich weiß nicht mehr genau wer aber auf der Konferenz fiel auch direkt der Satz, dass Hochzeitsfotografie ein einsamer Job sein kann. Und ich muss dem vollkommen zustimmen. 

Bitte nicht falsch verstehen, es geht mir hier nicht um generelle Einsamkeit – ich verbringe sehr viel Zeit mit Freunden und versuche das in meinem Leben auch immer als Priorität zu haben aber der Job selbst bringt eine gewisse Melancholie mit auf die ich an gesonderter Stelle nochmal genauer eingehen mag. 

Aber um es kurz auch hier zusammen zu fassen: ich habe in den letzten Jahren gemerkt, dass der Mangel an Kollegen und der ständige Konkurrenzkampf unter Fotografen sehr nervenzehrend sein kann. Verbunden mit dem oft vorhandenen Drang nach Außen immer nur die besten Seiten zu präsentieren (um sich besser als die „Konkurrenz“ zu vermarkten), entsteht so ein durchaus gefährlicher Cocktail an Emotionen, der oft schon in einer gemütlich Runde mit anderen Fotografen entspannt aufgelöst werden kann. Wenn die Fassaden dann fallen und wir alle realisieren, dass es uns im Grunde doch oft ähnlich geht.

Die Konferenz

Die Konferenz fand in Bath (ein Kurort nähe Bristol) im Apex-Hotel statt, ein kleiner gemütlicher Vortragssaal, Platz für knapp 50 Leute aber dennoch nicht zu überfüllt um „Vorlesungscharakter“ zu haben. 

Gegen 8 Uhr ging es los mit kurzen Vorstellungen und der typischen Teeauswahl (ich hab endlich mal Earl Grey probiert . . . war ok ^^)

Aber kommen wir zum Highlight, die Sprecher:

Kevin Mullins

SEO Talk

Zuerst war Mullins selbst dran. Fokus seines Talks war vor allem Websitenoptimierung, SEO, Imagefilme und Ähnliches.

Trotz des recht trockenen und seeeehr weitläufigen Themas gelang es Kev die wichtigen Details da gut herauszuarbeiten und ich hoffe stark, dass ich vieles von dem Gelernten dort in nächster Zeit hier umsetzen kann.

(Edit: erste Änderungen wurden bereits – mit Erfolg – umgesetzt!)


Matt Thompson

Memories in Motion

Matt von den York Place Studios sprach vor allem über seine Arbeit als Videograf und seinen sehr natürlichen Ansatz in der Reportage. Dabei fiel mir besonders auf, dass er keinen Wert auf heftige Übergänge, einen definierten Farblook oder ähnliche Effekte legt. Viel mehr zeigt sich seine Meisterung des Mediums dadurch, dass er diese Effekte eben nicht benötigt. 

Seine Videos wirken fast schon simpel in der Ausführung, aber gerade da liegt die Kunst. Er möchte es nicht „artsy“ haben, er möchte nahbar sein, den Moment, aus der Perspektive der Gäste einfangen und dafür mischt er sich dann auch unter die Gäste. Und das zeigt sich dann auch wieder in den Aufnahmen, denn er verfolgt nicht nur das Brautpaar sondern oft auch andere Szenen, die verteilt über den Tag passieren.

Ultimativ möchte er den Tag eben einfach nur festhalten, wie er ist – durch die Augen der Gäste, verfeinert durch seine Kunst. 

Sein Ziel in eigenen Worten: 

„I never wanna harm their memories“

Und dieses Zitat blieb für den Rest des Abends im Kopf stecken.

Guckt gerne hier oder hier mal in seine Videos rein!


Scott Johnson

Looking for the Light

Scott ist ein Energiemonster! 

Vom ersten Moment auf der Bühne hat er Gas gegeben und Motivation ausgestrahlt.

Es wurden vor allem viele Vorher-Nachher Fotos gezeigt von scheinbar unscheinbaren Locations in denen Scott bewies, dass es doch immer irgendwo ein schönes Foto gibt: etwas an dem ich definitiv noch mehr an mir arbeiten kann und ich denke ich konnte dort einiges mitnehmen.


Chris J. Parkinson

Wedding Inspiration outside of Weddings

Chris ist . . . Chris halt.

Seine Fotos sind dunkel, warm und verbergen manchmal mehr als sie zeigen und das macht sie für mich so spannend. 

Und er liebt Symmetrie. In seinem Talk ging es vor allem um Inspiration und seinen Weg zur Fotografie und zu Hochzeiten. 

Sein großes Vorbild: Wes Anderson (unter anderem „Grand Hotel Budapest“)

(Für die Neugierigen, hier mal ein sehr interessantes Video, das aufzeigt wie pedantisch Anderson mit Symmetrie umgeht)

Wenn man einmal drauf aufmerksam geworden ist, sieht man das gleiche Muster sehr häufig in Chris’ Fotos.

Neben diesen „technischen“ Aspekten war Chris generell einfach ein super entspannter Mensch, der sehr oft so wirkte, als würde er selbst garnicht daran glauben wie gut er eigentlich ist. Ich denke, das ist etwas, das viele Künstler oder halt einfach Selbstständige nachvollziehen können. Das Imposter-Syndrom ist echt und es kann einem schon manchmal wirklich die Stimmung vermasseln, gerade wenn man gerade eigentlich seinen Erfolg feiern sollte.


Saraya Cortaville

Travels with My Fujifilm X System

Puh, Saraya. Was für eine crazy Frau – im allerbesten Sinne des Wortes.

Nicht umsonst wurde sie als die „WildCard“ auf der Konferenz angekündigt.

Ihr Leben ist unmöglich hier so kurz zusammen zu fassen und verdient sicher seine eigene Biografie aber in Kurzform scheint sie aller paar Jahre den Drang zu haben komplett neu zu starten, ein Risiko einzugehen und vielleicht auch ein wenig sich neu zu erfinden in dem Prozess.

Aktuell ist sie viel für Charities unterwegs um die entlegensten Orte zu erkunden und festzuhalten, wie die Menschen dort leben. 

Ihre Fotos solltet ihr am besten einfach mal selbst durchstöbern und wem etwas gefällt kann sie gerne unterstützen indem man einen Print kauft. Denn – und das ist eigentlich das verrückte – sie macht das alles unentgeltlich (weil halt Charity) und muss dementsprechend gucken, wie sie das Geld für die Zeit aufbringt.

Trotz all den Opfern, die sie (meines Erachtens) bringt, ist sie der festen Überzeugung, dass es „denen dort“ deutlich besser geht als uns hier, mit all unseren Luxusproblemen.

Ein Gedanke, der mir auf den bisherigen Reisen durch Australien aber vor allem durch Asien auch oft gekommen ist.


Vojta Hurych

Why do “you” shoot the weddings?

Und zu guter Letzt, mein persönliches Highlight: Vojta! 

Ein tschechischer Fotograf der den Reportagestil für Hochzeiten in seiner Heimat erstmal „erfinden“ musste.

In seiner Präsentation zeigt er uns, wie echte Reportage quasi nicht vorhanden war, als er anfing zu fotografieren (zumindest nicht bei Hochzeiten) und von seinem Kampf, den Pärchen zu vermitteln, warum sie vielleicht keine zu gestellten Fotos wollen.

Und dabei bringt Vojta wirklich was mit an Talent und Feingefühl. Wenn ihr euch seine Fotos anseht, erkennt ihr schnell zwei wichtige Elemente:

Spontanität – er ist scheinbar immer dort, wo wirklich gerade etwas passiert (auch wenn er dafür, laut eigener Aussage, schon fast den ersten Kuss des Brautpaares verpasst hat). 

Kinder – Vojta sagte selbst, wie enttäuscht er ist, wenn keine Kinder auf der Hochzeit sind. Und so sehr ich diese Entscheidung bei meinen Paaren auch verstehe, geht es mir auch oft ähnlich. Kinder auf Hochzeiten sind einfach schön. Sie sind unberechenbar und bringen oft richtig Leben in die Feier und sorgen damit für wunderbare Momente.

Dazu kommt, dass Vojta einfach auch ein wirklich entspannter Zeitgenosse ist, dessen Hürden mit der englischen Sprache ihn irgendwo noch liebenswerter machen und seinem direkten Humor den richtigen Schliff geben. 

Ich kann wirklich nur dafür sprechen, bei ihm mal vorbei zu gucken. Es gab so viele tolle Geschichten die er erzählt hat und ich bin extrem dankbar dafür dabei gewesen zu sein und ein wenig auch mit ihm gesprochen zu haben. 

Sein Beispiel dafür, dass die Dokumentation echter menschlicher Momente viel besser ist, als das simple Festhalten von Schmuck, Torte oder Ähnlichem. 


Ich hoffe, der kleine Einblick in mein Leben hinter der Kamera hat euch gefallen und ihr konntet was mitnehmen.

Schreibt mir gerne, was ihr von den Leuten denkt, kanntet ihr sie vorher schon?

Und gibt es andere Konferenzen, die ihr besucht? 

Ich finde das Thema jetzt jedenfalls ziemlich interessant und freue mich, wenn ich nächstes Jahr wieder dort sein darf 🙂

Abschließend noch ein paar Eindrücke von der Stimmung und den Menschen dort.


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