Wir begeben uns auf die wildeste Reise in Asien: Der Götterfluch hat uns eingeholt! Wir erkunden ein seit Jahrzehnten verlassenes Luxushotel in den Bergen Balis und um dann doch noch nach Hause zu kommen, sind wir auf die Hilfsbereitschaft der Einwohner Balis angewiesen und werden nicht enttäuscht.
Eine wilde Reise – Teil 4: Das verlassene Hotel
Nachdem wir den Tempel am See verlassen hatten, merkten wir immer deutlicher, dass das Auto die komplette Rückfahrt nicht mehr durchstehen würde. Daher ging es so ruhig wie möglich, im 2. Gang die Serpentinen hoch und wieder runter, Richtung Süden, zum nicht weit entfernten Lost Place. An einer Abbiegung machten wir dann Halt. Der Ausblick auf das Hotel, welches sich direkt an die Gebirgslandschaft anschmiegt war jedenfalls schon fantastisch genug um das Interesse weiter zu entfachen und so pilgerten wir die paar Serpentinen nach unten um nach einem möglichen Einstieg zu suchen.
Der mögliche Einstieg erwies sich leider als ungeeignet, da er ziemlich überwuchert und durch Stacheldraht gesichert war. Etwas enttäuscht gingen wir zurück zum Auto um unser Glück weiter unten zu probieren, es muss ja auch einen offiziellen Eingang gegeben haben, vielleicht hätten wir da mehr Glück.
Und tatsächlich, einmal am Eingang angekommen, trafen wir eine kleine Familie, welche das Hotel betrat, nachdem es mit einer Art Wärter dort gesprochen hatte. Wir rechneten damit, dass eine Lizenz oder ähnliches nötig wäre um Eintritt zu erhalten und waren mehr als überrascht, als uns gesagt wurde, das lediglich ein Eintritt von ca 0,70€/Person nötig wäre! Ich hatte noch nie in meinem Leben so schnell das Portemonnaie gezückt um etwas zu bezahlen, ich hätte wahrscheinlich sogar deutlich mehr gezahlt um diesen Spot zu erkunden! Also, den Fotorucksack umgeschnallt, das Stativ gegriffen und los ging es, ins verfluchte Hotel!
Im Erdgeschoss wurden wir von einer wunderbar eingerichteten Rezeption begrüßt, welche den alten Prunk des Hotels und seiner Zielgruppe erahnen ließ, der Boden und die Säulen waren nach knapp 30 Jahren immer noch gut erhalten, lediglich die Decken und die Fenster waren oft von Schimmel oder Gewalt zerstört.
Das gesamte Hotel war uns zugänglich, es gab keine Absperrungen, Sicherungen oder irgend etwas, dass die Erfahrung der Erkundung trüben konnte. Also begaben wir uns ungehindert in das erste Obergeschoss um ein paar der Hotelzimmer zu erkunden. Einmal angekommen, konnte ich natürlich nicht widerstehen Claudia mal wieder in Szene zu setzen.
Wie immer, wurde bei den Fotoshootings viel gelacht 😀
Einige der größeren Zimmer hatten sogar eigene Balkone, welche einen wunderbaren Blick auf das Tal unter uns ermöglichten. Claudia traute sich sogar auf das Geländer (Außerdem würde Ich dort auch nicht so gut aussehen wie sie 😀 )
Die Balkone selbst waren jedoch auch ein eigenes Biotop für sich, die offenen Türen und Fenster ermöglichten allen möglichen Pflanzen dort zu gedeihen, was für einen spannenden Anblick sorgte. Natürlich musste Claudia auch hier wieder ins Rampenlicht 😀
Nachdem wir die Räume erkundet hatten, ging es noch eine Etage weiter nach oben, wir wollten die riesigen Terrassen sehen, die wir von unserem Ausblick auf den Serpentinen bereits entdeckt hatten!
Von der obersten Etage konnten wir den Blick auf die Reisfelder an den Berghängen genießen. Der Nebel und die aufziehenden Wolken gaben dem Bild eine angenehm mystische Atmosphäre an die ich noch lange zurückdenken werde.
Danach erkundeten wir noch die Gärten des Hotels und machten ein letztes Abschlussfoto um einen Überblick über die enorme Größe des Ortes zu erhalten.
Und damit verließen wir das verlassene Hotel in den Bergen Balis. Es gibt mehrere Erklärungsversuche, wieso das Hotel kurz vor Fertigstellung verlassen wurde und somit nie einen einzigen Kunden gesehen hat. Einige meinen, das einfach das Geld ausging, andere behaupten, dass beim Bau gestorbene Arbeiter im Hotel herumspuken und das Projekt daher aufgegeben wurde. Ein anderer Erklärungsversuch ist, dass der Besitzer (angeblich der Sohn des 2. Präsidenten Indonesiens) nach eines angeordneten Attentates auf einen konkurrierenden Politiker ins Gefängnis musste und die Bauarbeiten eingestellt wurden. Die vierte Erklärung hat mit den Bombenangriffen 2002 auf Bali zu tun, diese haben angeblich für den Baustop gesorgt. Wir haben leider niemanden gefunden, der uns dazu mehr erzählen konnte, was vielleicht auch den Mythos um dieses Hotel erklärt und bekräftigt.
Bonus: Der Weg nach Hause
Nachdem wir das Hotel verlassen hatten, machten wir uns auf den Weg zurück zu unserem Hotel, wie immer galt: nicht kuppeln! Das klappte sogar ganz gut, da wir quasi nur Landstraße bergab fuhren aber wir wussten, wenn wir das Stadtgebiet Denpasar mit seinem dichten und verrückten Verkehr erreichen, wird’s das gewesen sein. Nicht kuppeln ist dort keine Option mehr. „Zum Glück“ mussten wir diese schwierige Entscheidung nicht treffen, denn auf ungefähr 1/4 des Heimweges, mitten in einem winzigen Ort, nahe dem Marktplatz, machte unser Auto auf einmal SEHR merkwürdige Geräusche und war nur noch schwer zu steuern. Wir waren uns ziemlich sicher, das wars jetzt und es hätte endgültig den Geist aufgegeben, doch wie sich herausstellte, ist uns einfach mal der hintere Reifen geplatzt. Toll!
Wir hielten natürlich sofort am Straßenrand vor einem kleinen Tempel an, traten ein paar mal vor Wut in den Dreck und verfluchten unser Glück. Aber, es gibt ja einen Ersatzreifen, wir machten uns also auf die Suche nach dem nötigen Werkzeug, finden dies nach einigem Aufwand auch verstreut im Wagen und spürten, wie wir langsam wieder Kontrolle über die Situation zurückerlangten. Fehlte ja nur noch der Reifen und der muss ja einfach da sein. Direkt hier unter dem Auto . . . nein ist er nicht! Verdammt . . .
Ohne Ersatzreifen schmissen wir das Werkzeug frustriert wieder ins Auto und sortierten unsere Optionen.
- die Vermietung anrufen und um Hilfe bitten
- einen Ersatzreifen organisieren um so möglichst horrende Reparaturkosten zu umgehen
Wir entschieden uns für die 2. Option und fragten uns in der Gegend rum. Niemand sprach Englisch außer die nette Verkäuferin im Handyshop, durch sie gelangten wir an einen hilfsbereiten Mann, der mich kurzerhand in ein Auto steckte und mit mir sämtliche Mechaniker in der Nähe abklapperte, alle mit mäßigem Erfolg, denn es war nach 18Uhr und das heißt Feierabend. Claudia verweilte derweil skeptisch im Auto. Nach mehreren Runden im Ort kam ich ergebnislos zurück und wir sahen uns zu Option 1 genötigt. Wir fragen die Frau im Handyshop ob sie uns Guthaben für mobile Daten aufladen kann und erhielten somit die Möglichkeit „Mr. Dede“ (der Angestellte des Vermieters) zu schreiben. Dieser diskutierte es mit seinem Boss durch, welcher der Meinung war, wir sollten das Auto ja einfach nur reparieren lassen. Wir erwiderten, dass dies nicht möglich sei – Feierabend im Ort usw. Das Gespräch und die ausgetauschten Anrufe häuften sich und der Frust stieg, bis wir deutlichere Worte finden mussten. Wir einigten uns, wir würden das Auto entweder stehen lassen müssen und ein Taxi nehmen (ein Bluff, denn es fuhr kein Taxi im Ort!) oder sie mögen uns doch bitte jemanden schicken der uns und das Auto abholt oder repariert.
Natürlich kam es, wie es kommen musste und Mr. Dede stimmte zu, den Wagen im Ort stehen zu lassen, einfach so. Wir sollten ihm nur den Standort schicken. Wir schickten ihm via WhatsApp also ein paar Screenshots aus Google-Maps und befassten uns dann mit unserem neu erschaffenen, alten Problem: Wie kommen wir hier weg?
Nach einiger Debatte blieb uns nur eine Option, jemand müsste uns mitnehmen Richtung Denpasar und dort könnten wir wieder ein Taxi bestellen.
Wir stellen uns also, mit unserer Schokoladenseite entgegen der Fahrtrichtung, dem Daumen nach oben, an den Straßenrand und hofften drauf, dass sich jemand erbarmte. Und tatsächlich gab es viele Reaktionen, von Lachen, zu Winken und Grüßen war alles vertreten. Einige schienen unseren Daumen einfach nur als Gruß zu interpretieren, nicht ganz unsere Intention aber man konnte der Situation ihre eigene Komik nicht absprechen.
Nach einigem Warte hielt jedoch endlich ein Transporter mit offener Ladefläche und lud uns ein, mit ihm zu fahren. Unsere Ausrüstung und auch wir, wurden auf die Ladefläche verladen, wir bekamen eine Decke und los ging die Fahrt, rückwärts an der Fahrerkabine angelehnt, die unebenen Straßen von Bali, immer Richtung Süden!
Wir lachten die ganze Zeit über unsere Situation und verdrängten den Gedanken an mögliche Konsequenzen erstmal recht gut. Die Frage stand jedoch im Raum: was passiert nun? Würde der Wagen überhaupt gefunden werden? Wenn ja, schaffen sie es ihn von dort loszufahren oder gibt die Kupplung ganz auf? Und wer ist dann verantwortlich, ist das ein Verschleißteil für das der Mieter unmöglich aufkommen kann? Ist die Vermietung Schuld, dass kein Ersatzreifen dabei war? Wir hatten absolut keine Ahnung!
Am Ende hatten wir eine spannende Fahrt durch Bali, viele Leute haben uns auf der Ladefläche zugewunken, verwundert angeguckt oder auch nur belächelt. Unsere 3 tollen Fahrer brachten uns in einer kurzen Pause sogar Kekse und Obst nach hinten. Als wir dann endlich in Denpasar angekommen waren, stellte uns der Fahrer sogar noch seine Familie vor und wir wurden herzlichst begrüßt und posierten gerne für ein Foto mit allen Familienmitgliedern 😀
Danach verabschiedeten wir uns und wollten unser Taxi bestellen, doch der Fahrer kam uns zuvor und lud uns ein uns bis vor das Hotel zu fahren, diesmal ganz offiziell vorne im Transporter. Wir wollten absagen, da wir ihre Gastfreundschaft schon mehr als genug strapaziert hatten aber er bestand darauf und fuhr uns so fast bis ans Hotel. Einfach nur toll, wie viel Freundlichkeit uns – 2 fremden Ausländern – hier entgegen gebracht wurde.
Und so haben wir auch dieses Abenteuer überstanden. Wir wissen bis heute nicht, ob der Wagen gefunden wurde, denn es wäre gut möglich, dass er dort vor dem Tempel abgeschleppt wurde. Wir haben bis heute aber auch keinerlei Rechnung erhalten! *auf Holz klopf*
Eine Antwort zu “Eine chaotische Reise: Teil 4 – Das verlassene Hotel”
Du schreibst das sehr schön! Ich wünsche euch weiterhin viel Glück! Ina