11.09. Yogyakarta – Teil 3: Zwei mal Tempel mit Hühnchen bitte!

Prambanan Tempel Temple Yogyakarta Jogja Indonesien Indonesia

Und da sind wir auch schon beim letzten der drei Tempel. Nachdem wir Borobudur und die Chicken-Church hinter uns gelassen haben, befinden wir uns nach kurzer Fahrt nun vor Prambanan (Wiki).

Die Tempelanlage zeichnete sich vor allem durch viele, schön dekorierte Grünanlagen allerlei Tiere aus. So trafen wir echt schräge Vögel und verfressene kleine „Rehe“(?) auf unserer Besichtigung.

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Oh und Fotos von den Tempeln gibt es ja auch noch – wobei wir zugeben müssen, dass die beiden Tempel davor deutlich spektakulärer waren. Dennoch war gerade die steile Architektur im Vergleich zu den recht flachen Pyramiden im Borobudur eine spannende Abwechslung, wie wir sie erst wieder in Angkor Wat sehen sollten.

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Richtig aufregend wurde es dann allerdings auf der Rückfahrt, als wir uns zurück auf den Weg in unser Hostel machten um die Badesachen einzupacken und schnell zum Südstrand von Java zu fahren, an das verfluchte Meer! Hierfür gebe ich einfach mal weiter an Claudia, denn während ich im angeblich verfluchten Wasser tobte, hatte sie ein sehr interessantes Gespräch über Psychologie in Süd-Ost-Asien und über den reichen, radikalen Künstler, der unser Host war!

„Wirklich wenig Geld verdienen hier in Indonesien die Beamten“

Haryo ist sein Name. Haryo ist ein kleiner, fast immer grinsender indonesischer Künstler. Er hat Kunst und Philosophie studiert und gehört, dank seines Masterabschlusses in diesen Bereichen, nun zu den reicheren Menschen in Indonesien. Mit seinen 25 Jahren hat er auch schon sein eigenes Haus gekauft, in dem wir mit ihm wohnten. Wir haben das erst gar nicht so richtig verstanden, wo doch bei uns in Deutschland Kunst und Philosophie (und sämtliche Geisteswissenschaften im Allgemeinen) oft als brotlose Kunst abgetan werden. Das wiederum hat dann Haryo nicht verstanden. „Wirklich wenig Geld verdienen hier in Indonesien die Beamten, die Leute, die für die Regierung arbeiten.“ In seinem Haus bewohnt er zusammen mit seiner Freundin ein großes Zimmer in der unteren Etage, wo sich auch seine Küche befindet, sowie eine typische, südostasiatische Toilette – ein squatting hole (mit welcher wir uns nicht sonderlich gut anfreunden konnten…)

„Es ist schön, immer wieder so viele verschiedene Leute zu beherbergen. Ich kümmere mich gerne um Andere.“

In seinem offenen Flur fanden wir riesige Bücherregale, die hauptsächlich mit Kunst- und Philosophieliteratur gefüllt waren, außerdem mit mehreren Holzmodellen und bemalten Plastikköpfen. Einer davon stach uns besonders ins Auge, es war ein weißer Plastikkopf, der bis auf einen kleinen Bereich um die Augen komplett schwarz bemalt wurde: „Es ist ein Ninja, oder jemand in einer Burka, wie du magst.“ Haryo stellt seine Bilder und Skulpturen in größeren Ausstellungen aus und verkauft sie, damit verdient er sein Geld. Und natürlich mit der Untervermietung der 4 anderen Zimmer, die es in der oberen Etage seines Hauses gibt. „Irgendwann, wenn ich Kinder habe, dann brauche ich die Zimmer für mich, aber jetzt nutze ich sie eh nicht und es ist schön, immer wieder so viele verschiedene Leute zu beherbergen. Ich kümmere mich gerne um Andere.“

„So etwas wie Burn Out gibt es hier echt selten, eigentlich fast gar nicht.“

Gekümmert hat er sich wirklich gut, er hat uns jeden Morgen Frühstück gemacht und Kaffee gekocht – den stärksten Kaffee, den wir jemals irgendwo getrunken haben, das ist laut ihm normal auf Java: „In allen anderen Ländern ist der Kaffee immer so dünn, das kann man doch nicht so trinken!“ Über andere Länder konnte er auch einiges berichten, sehr geprägt hatte ihn offenbar seine Reise nach Amsterdam. „Es war wirklich wunderschön, aber in Europa gibt es so unglaublich viele Regeln, für alles, vor allem den Straßenverkehr. So könnte ich ja nicht leben.“ Auch übers Studieren haben wir mit ihm gesprochen, da fragte er verwundert nach, was man den bitte mit einem Psychologiestudium machen kann – in Indonesien gibt es laut ihm nur Psychiater (mit Medizinstudium und einem Facharzt in Psychiatrie), keine Psychotherapeuten (mit Psychologiestudium und einer Therapeutenausbildung). Wir haben versucht es ihm zu erläutern, woraufhin er aber der Meinung war, dass man das in Indonesien nicht wirklich gebrauchen kann. „So etwas wie Burn Out gibt es hier echt selten, eigentlich fast gar nicht. Die Menschen stressen sich aber auch nicht so sehr hier, der Leistungsdruck ist nicht so hoch, die Sonne scheint immer…  Für das Seelenheil in schweren Zeiten gehen die Leute in die Moschee, oder die Familie kümmert sich. Familie ist hier eh sehr wichtig.“

 „Ich war schon mal 3 Monate lang im Knast.“

Zum Thema Religion hat er sich übrigens immer recht kritisch geäußert, offiziell ist er ein Moslem, „aber nur, weil wir im Personalausweis eine Religion angeben müssen. Wir können frei entscheiden, welche wir wählen, aber wir müssen uns für eine entscheiden, du kannst hier kein offizieller Atheist sein. Von mir aus kann ja jeder glauben, was er will, und ich glaube eben nicht an Gott – oder Allah –wie immer man ihn nennen mag.“ Beim Essen in seinem Lieblingsrestaurant, in das er uns nach dem Ausflug zu den Tempeln und zum Strand mitgenommen hat, erzählte er noch eine ganz andere Geschichte aus seinem Leben. „Ich war schon mal 3 Monate lang im Knast.“ Kurz schauten wir uns an und wunderten uns, bei wem wir da eingezogen waren. Bis er fortfuhr: „Ich habe bei einer Demo einen Polizist mit rohen Eiern beworfen. Es war mir von vornherein klar, dass sie mich danach schnappen würden und mitnehmen, es gab keinen richtigen Fluchtweg. Aber ich wollte das in dem Moment einfach machen. Der Staat, die Polizisten, sie sind alle korrupt und mies. Naja, meine Mutti war sehr aufgebracht und traurig, aber es waren ja nur drei Monate.“

Und das war es dann auch schon wieder von Yogyakarta.

Nächster Stop: Singapur!


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